Versorgungsforschungsrelevante Projekte
Neo-CamCare - Einsatz von Webcams auf neonatologischen Intensivstationen
Wissenschaftliche und operative Projektleitung, Konsortialführung: | Dr. Nadine Scholten |
Projektmitarbeiter (IMVR): | Jan Hoffmann, Laura Mause, Alinda Reimer |
Konsortialpartner: | Dr. Till Dresbach, Universitätsklinikum Bonn Prof. Dr. Andreas Müller, Universitätsklinikum Bonn Prof. Dr. Ludwig Kuntz, Management im Gesundheitswesen, Universität zu Köln Prof. Dr. Martin Hellmich, IMSB, Universität zu Köln Dipl. Stat. Christina Samel, IMSB, Universität zu Köln Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann, Goethe-Universität Frankfurt am Main Dr. Sebastian Bretthauer, Goethe-Universität Frankfurt am Main Stefanie Wobbe-Ribinski, DAK-Gesundheit Dr. Dirk Horenkamp-Sonntag, Techniker Krankenkasse |
Laufzeit: | 06/2019 - 05/2022 |
Fördernde Institution: | Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) |
Projektbeschreibung:
Jährlich werden in Deutschland knapp 10.500 sehr kleine „Frühchen“ mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g geboren. Diese zu früh geborenen Kinder mit einem kritischen Gewicht werden meist über einen langen Zeitraum in den sogenannten Perinatalzentren versorgt.
Nicht immer besteht die Möglichkeit, dass die Mütter und Väter dauerhaft im Krankenhaus bei ihrem Kind anwesend sein können. Diese Trennung kann eine Belastung für die Eltern und die Eltern-Kind-Beziehung bzw. die Eltern-Bindung mit sich bringen. Daher bieten einige Einrichtungen an, das Kind über eine Webcam sehen zu können. Dieser Service steht jedoch bisher nur auf einigen wenigen Frühgeborenen-Intensivstationen (NICUs) in Deutschland zur Verfügung. Die Nutzung solcher Webcams kann jedoch auch psychische Herausforderungen und Belastungen mit sich bringen. Eine systematische Aufklärung oder Schulung der Eltern findet häufig nicht statt.
Das Ziel des Projektes Neo-CamCare ist es, die aktuelle Verbreitung und die Einstellung hinsichtlich der Nutzung von Webcams auf deutschen NICUs zu erfassen und ihren Einsatz zu evaluieren. Gleichzeitig sollen Bedarf, mögliche Hürden und die Bedenken der Eltern untersucht werden. Im Anschluss soll eine Handlungshilfe für Eltern und Klinikmitarbeiter entwickelt werden, die Empfehlungen für den Einsatz und den Umgang mit Webcams umfasst.
Die Kameras werden zunächst an vier Kliniken eingeführt und evaluiert. Inhaltlich wird das Projekt am Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Bonn, der Goethe-Universität Frankfurt und der dortigen Forschungsstelle Datenschutz sowie der Techniker Krankenkasse und der DAK-Gesundheit durchgeführt. Begleitet wird das Projekt durch den Bundesverband "Das frühgeborene Kind" e.V. und den EFCNI (European Foundation for the Care of Newborn Infants).
Die Ergebnisse ermöglichen langfristig einen strukturierten, wissenschaftlich fundierten Einsatz von Webcams auf NICUs in Deutschland und adressieren sowohl die Bedürfnisse der Eltern, als auch die der beteiligten Klinikmitarbeiter.
Link zur Homepage
www.neocamcare.de
Ambulante parenterale Antibiotikatherapie in der Kölner Metropolregion (K-APAT)
Wissenschaftliche Leitung des Teilprojekts: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Nadine Scholten |
Projektdurchführung (Projektteil IMVR): | Sophie Peter, Charlotte Oberröhrmann |
Konsortialführung: | PD Dr. Clara Lehmann, Prof. Dr. Fätkenheuer, Klinische Infektiologie, Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln |
Konsortialpartner: | Prof. Dr. Martin Hellmich, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie, Universität zu Köln Peter Ihle, PMV Forschungsgruppe, Universität zu Köln |
Kooperationspartner: | AOK Rheinland/Hamburg BARMER pronova BKK DAK-Gesundheit Dr. Gillor, MVZ Innere Medizin Drs. Stechel und Juretzko Drs. Kümmerle,Voigt und Wyen, Praxis am Ebertplatz Dr. Scholten, Praxis Hohenstaufenring Drs. Isernhagen, Qurishi und Römer, Gemeinschaftspraxis Gotenring Prof. Dr. Holtmeier, Krankenhaus Porz am Rhein gGmbH Prof. Dr. Reuter, Klinikum Leverkusen gGmbH Prof. Dr. Oette, Krankenhaus der Augustinerinnen gGmbH Prof. Dr. Seifert, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Uniklinik Köln |
Laufzeit: | 04/2019 - 03/2022 |
Fördernde Institution: | Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) |
Projektbeschreibung:
Bei zahlreichen Infektionen werden Antibiotika als Infusion direkt in den Blutkreislauf gespritzt. Das geschieht in Deutschland klassischerweise im Krankenhaus. Bei der sogenannten APAT hingegen werden Antibiotika zu Hause durch die Patient*innen selbst oder eine Betreuungsperson verabreicht. So können die Patient*innen in der vertrauten Umgebung bleiben und ihren Alltag wie gewohnt leben. Trotz dieser und weiterer Vorteile wird die APAT in Deutschland bisher nur selten durchgeführt.
In diesem Projekt sollen die Durchführung und Praktikabilität einer APAT systematisch überprüft werden – und zwar modellhaft am Beispiel der Kölner Metropolregion. Im ersten Teil der Studie sollen Patient*innen mit einer Infektion durch eine APAT versorgt und beobachtet werden. Die dabei erfassten Daten sollen Aufschluss insbesondere über den Behandlungserfolg sowie die Zufriedenheit von Patient*innen und behandelnden Ärzt*innen geben. Den niedergelassenen Ärzt*innen kommt bei der APAT eine Schlüsselrolle zu. Ihre gegenwärtige Einstellung zu dieser Therapieform soll daher im zweiten Teil der Studie durch eine umfängliche Befragung erfasst werden. In einem weiteren Arbeitspaket soll schließlich die aktuelle Versorgungssituation und somit die Relevanz der APAT untersucht werden. Daten von Versicherten aus der Kölner Metropolregion werden über die CoRe-Net Datenbank unter medizinischen, epidemiologischen und ökonomischen Gesichtspunkten ausgewertet und analysiert.
Das IMVR übernimmt die Evaluation der APAT sowie die Befragung der niedergelassenen Hausärzt*innen in Köln. Die Patientenzufriedenheit wird zunächst mithilfe einer quantitativen Befragung erhoben, an die sich im Nachgang eine qualitative Ergründung von Aussagen anschließt. Die Zufriedenheit der Versorger*innen wird mithilfe von Fokusgruppen erfasst. Auf Basis der Ergebnisse wird ein Fragebogen entwickelt, mit dem niedergelassene Hausärzt*innen hinsichtlich ihrer Bereitschaft an der Teilnahme von APAT und der Implementierungshürden befragt werden.
Im Erfolgsfall soll das Projekt helfen, das Potential der APAT für Deutschland zu identifizieren. Lassen sich in der Kölner Metropolregion positive Effekte wie auch die Machbarkeit zeigen, könnte die APAT für bestimmte Patienten eine wichtige Therapieoption mit vielen Vorteilen werden. Die Erkenntnisse aus dieser Studie sowie entwickelte Konzepte und Strukturen können später bundesweit übertragen werden.
Integrierte, sektorenübergreifende Psychoonkologie (isPO)
Wissenschaftliche Leitung der externen Evaluation: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Nadine Scholten, Dr. Antje Dresen |
Operative Projektleitung: | Dr. Theresia Krieger |
Operative Projektdurchführung: | Natalie Cecon, Sandra Salm |
Federführende Institution: | Prof. Dr. Michael Hallek, Klinik I für Innere Medizin, Uniklinik Köln |
Konsortialführung: | PD Dr. Michael Kusch, Klinik I für Innere Medizin & LebensWert e.V., Uniklinik Köln |
Konsortialpartner: | Prof. Dr. Alexander Gerlach, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität zu Köln Prof. Dr. Ullrich Graeven, Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V. Prof. Dr. Stephanie Stock, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Uniklinik Köln Prof. Dr. Martin Hellmich, Institut für Medizinstatistik und Bioinformatik, Uniklinik Köln Prof. Dr. Peter Haas, Medizinische Informatik, Fachhochschule Dortmund Prof. Dr. Jürgen Wolf, Centrum für Integrierte Onkologie Köln Bonn Uwe Schwarzkamp, LebensWert e.V. PD Dr. Marcel Reiser, Praxisgemeinschaft Internistischer Onkologie und Hämatologie, Köln Dr. Christina Hecker, Qualitätszirkel Dermato-Onkologie Köln Ralf Rambach, Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband e.V. AOK Rheinland/Hamburg BARMER Techniker Krankenkasse, Landesvertretung NRW |
Laufzeit: | 10/2017 - 09/2021 |
Fördernde Institution: | Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) |
Projektbeschreibung:
Jährlich erkranken über 420.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. Davon leiden etwa 20% bis 30% an komorbiden psychischen Störungen und ca. 50% unter Ängsten und Depressionen zum Diagnosezeitpunkt und im Therapieverlauf.
Obwohl eine in die medizinische Versorgung integrierte und sektorenübergreifende psychoonkologische Versorgung national wie international als Standard gilt, ist diese in Deutschland nicht realisiert. Lediglich 9% von 6.000 befragten Krebspatienten geben an, im Krankenhaus psychoonkologisch betreut worden zu sein und nur 3%, eine Krebsberatungsstelle aufgesucht zu haben.
Das Projekt isPO zielt darauf ab, ein psychoonkologisches Versorgungsprogramm zu entwickeln, umzusetzen und zu evaluieren. Dazu werden die Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der Versorgung beschrieben, die Leistungserbringung transparent und nachprüfbar dokumentiert sowie Maßnahmen der Qualitätssicherung durchgeführt.
Konkretes patientenbezogenes Versorgungsziel ist, wiederholt auftretende akute psychische Beanspruchungsreaktionen wie Ängste und Depressionen von Krebspatienten innerhalb des ersten Jahres nach Erstdiagnose zu reduzieren. Die Versorgung eines Patienten beginnt somit zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose und wird über einen Zeitraum von 12 Monaten sektorenübergreifend erbracht. Dies soll mittels koordinierter, individualisierter psychoonkologischer Unterstützung und Patienteninformationen im Ballungsraum Köln und drei ländlichen Regionen in NRW geschehen. Über ärztlich geleitete Versorgungsnetzwerke wird realisiert, dass ein Krebspatient – je nach persönlichem Bedarf – psychosozial und/oder psychotherapeutisch begleitet wird.
Das IMVR übernimmt als isPO-Kooperationspartner die unabhängige Evaluation zur Überprüfung der Wirksamkeit und Qualität des Versorgungsprogramms. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt als prospektive, formative und summative Evaluation. Hierbei werden Dokumentenanalysen, qualitative und quantitative Befragungen mit Patienten, Leistungserbringern und sonstigen potentiellen Nutzern des isPO-Programms sowie Analysen von GKV-Routinedaten durchgeführt.
MamBo – Multimorbide Menschen in der ambulanten Betreuung: Patientenzentriertes, Bedarfsorientiertes Versorgungsmanagement
Wissenschaftliche Projektleitung: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Ute Karbach |
Operative Projektleitung: | Ibrahim Demirer |
Projektmitarbeiter: | Simone Richter |
Kooperationspartner: | Pronova BKK Regionales Gesundheitsnetz Leverkusen (RGL) Organisationsberatung (N.N.) Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH (InGef) |
Laufzeit: | 07/2017 - 04/2021 |
Fördernde Institution: | Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) |
Projektbeschreibung:
Eine adäquate und effiziente Behandlung von PatientInnen, die sich in einer komplexen – multimorbiden – Krankheitssituation befinden, verlangt nach einer gut strukturierten, informierten und indikationsübergreifenden Behandlung. Krankheitsspezifische Versorgungsstrukturen können nicht für jede Krankheit vorgehalten werden. Im MamBo-Projekt wird daher eine krankheitsübergreifende Metastrategie verfolgt und die dafür notwendigen Strukturen werden etabliert.
Für die indikationsübergreifende Kollektivversorgung sollen Public-Health- und Individualziele gleichermaßen fokussiert werden. Es werden Rahmenbedingungen geschaffen, die es ermöglichen, dass patientenrelevante und sektorenumfassende Informationen den Behandelnden Mediziner erreichen. Dieser wird dadurch entlastet, dass patientennahe sowie koordinative Aufgaben praxisübergreifend delegiert werden.
Die für diese Versorgungsinnovation notwendige Struktur besteht aus einem Bedarfsmanagement auf Seiten des Kostenträgers, einem Versorgungsmanagement seitens des beteiligten Arztnetzes und aus kontinuierlichen Verbesserungsprozessen, die im Rahmen regelmäßiger Sitzungen von Prozessbeteiligten thematisiert werden.
Ziel des Projektes ist zum einen, in einer begleitenden formativen Evaluation förderliche und hemmende Faktoren in der Implementierung dieser Versorgungsinnovation zu identifizieren. Zum anderen werden im Rahmen einer summativen Evaluation Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität multiperspektivisch untersucht. So wird geprüft, ob die Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz in der Region Leverkusen durch die MamBo-Struktur verändert, und wie sich die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen entwickelt.
Im Rahmen der formativen Evaluation werden jährlich stattfindende Fokusgruppen und Einzelinterviews mit Prozessbeteiligten geführt, aufgezeichnet, transkribiert, inhaltsanalytisch ausgewertet und im Rahmen von Ergebnisworkshops zurückgespiegelt.
In der summativen Evaluation werden verschiedene primäre und sekundäre Datenquellen verwendet. Postalische Befragungen von PatientInnen, ÄrztInnen und Praxismitarbeitenden zu zwei Zeitpunkten ermöglicht einen Prä-Post-Vergleich. Die BKK-Sekundärdaten (Routinedaten) der MamBo-Population werden zu verschiedenen Leistungsbereichen in einem quasiexperimentellen Design denen einer Vergleichspopulation gegenübergestellt. Die Vergleichspopulation wird nach der Methode Propensity Score Matching gebildet. Zudem werden Sekundärdaten aus der Dokumentation des Arztnetzes im Rahmen der summativen Evaluation analysiert.
BGM-innovativ: Arbeitsplatznahes, trägerübergreifendes Versorgungsmanagement der Betriebskrankenkassen
Wissenschaftliche Projektleitung am IMVR: | Prof. Dr. Holger Pfaff |
Operative Projektleitung: | Dr. Anna Choi |
Projektmitarbeiter: | Lara Lindert, Lara Schlomann |
Kooperationspartner: | BKK Dachverband e.V. 15 Betriebskrankenkassen und 22 Betriebe Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie der Universität zu Köln Träger der Deutschen Rentenversicherung Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation e.V. |
Laufzeit: | 04/2017 - 03/2021 |
Fördernde Institution: | Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) |
Projektbeschreibung:
BGM-innovativ für Beschäftigte mit Muskel-Skelett-Erkrankungen ist eine Antwort auf den spezifischen Bedarf an gesundheitlicher Versorgung in Betrieben. Ziel des Programmes ist es, erkrankten oder gefährdeten Beschäftigten eine gezielte und auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete Unterstützung im Genesungs- und Versorgungsprozess anzubieten. Dies geschieht durch eine träger- und sektorenübergreifend koordinierte Versorgung.
Bei präventiven, kurativen und rehabilitativen Behandlungs-, Versorgungs- und Unterstützungsleistungen stehen die verschiedenen Sozialversicherungsträger vor einem ähnlichen Handlungsbedarf, deren Maßnahmen finden bisher jedoch eher unverbunden und unkoordiniert nebeneinander statt. Aus diesem Grund sieht BGM-innovativ eine enge Kooperation und Abstimmung der zuständigen Krankenkassen, Rentenversicherungen und Betriebe vor. Dadurch ist BGM-innovativ ein Ansatz zur Überwindung der mangelnden sektorenübergreifenden Zusammenarbeit bei der Versorgung von Beschäftigten mit Einschränkungen im Bewegungsapparat.
Durch das Programm sollen Krankheit bzw. Chronifizierung vermieden, Krankheitsdauer und Fehlzeiten verkürzt und die Beschäftigungsfähigkeit dauerhaft erhalten werden. Betriebe und Beschäftigte werden im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) durch ein auf die individuelle Arbeitsplatzsituation ausgerichtetes Versorgungsmanagement unterstützt. Zentrale Innovation ist ein Fallmanager der Betriebskrankenkassen, der persönlicher Ansprechpartner für die Versicherten ist und die spezifische, bedarfsgerechte Versorgung organisiert sowie Schnittstellen der verschiedenen Akteure koordiniert. Die Beschäftigten werden vom Fallmanager durch den Versorgungsprozess geleitet und an allen Planungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt. BGM-innovativ ist multimodal aufgebaut und sieht arbeitsplatzbezogene, individualisierte und sektorenübergreifende Versorgungsmaßnahmen vor. Je nach Krankheitsstadium und Schweregrad der Beschäftigten sind dies Maßnahmen der Frühintervention, der Rehabilitation oder Eingliederung.
BGM-innovativ ist ein sogenanntes Meta-Konzept. Statt der Schaffung zusätzlicher Strukturen und Angebote soll das systemübergreifende Denken und Bewusstsein der verschiedenen Akteure gestärkt werden. Maßgebliche Faktoren wie der Fallmanager, der für den Versicherten eine Lotsenfunktion im Versorgungsprozess übernimmt, werden einmalig implementiert und können anschließend auf andere Kontexte, Indikationen, Branchen, Regionen und Kassen übertragen werden. Während in dem geförderten Projekt Muskel-Skelett-Erkrankungen fokussiert werden, kann das Konzept bei erfolgreichem Projektverlauf auf andere Krankheiten mit hoher Prävalenz übertragen werden.
Die Evaluation des BGM-innovativ-Programms wird vom IMVR koordiniert. Das Studiendesign bedient sich eines Mixed-Methods-Ansatzes und beinhaltet sowohl eine begleitende, prozessorientierte (formative) als auch eine ergebnisorientierte (summative) Evaluation.
Summative Evaluation durch randomisiert-kontrollierte Studie
Die summative Evaluation zielt auf die Überprüfung der Wirksamkeit des Programms ab. Dies geschieht durch eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT). Dazu werden die Teilnehmer vor Beginn des Programms zufällig in zwei Behandlungsgruppen eingeordnet. Alle Teilnehmer erhalten zu Beginn und zu Ende der Programmteilnahme einen standardisierten Fragebogen. Darüber hinaus werden weitere Kennzahlen der Teilnehmer wie die AU-Daten ausgewertet. Durch den prä-post-Vergleich sowie den Vergleich beider Gruppen in jedem Modul können belastbare Aussagen über die Wirksamkeit des Programmes getroffen werden. Zusätzliche qualitative Interviews mit einigen Teilnehmern ergänzen die summative Evaluation.
Formative Evaluation mittels qualitativer Methoden
Begleitend zum Programm wird eine formative Evaluation mit qualitativer Implementationsforschung stattfinden, die hemmende und fördernde Faktoren der Programm-Implementierung identifizieren soll. In Fokusgruppen und Experteninterviews werden relevante Akteure (z.B. Fallmanager, Betriebsärzte) nach ihren subjektiven Erfahrungen bei der Programmumsetzung befragt. Die Erhebungen werden zu mehreren Zeitpunkten während der Projektlaufzeit stattfinden, um ein möglichst umfangreiches Bild zu erhalten.
Die Ergebnisse der Evaluation liefern einen Beitrag zum evidenzbasierten betrieblichen Gesundheits- und Versorgungsmanagement. Sie sollen helfen, eine träger- und sektorenübergreifende Zusammenarbeit von Akteuren der Versorgung und dadurch eine gezielte und individuelle Unterstützung erkrankter Arbeitnehmer im Genesungs- und Versorgungsprozess zu fördern.
OrgValue II – Characteristics of Value-Based Health and Social Care from Organizations‘ Perspective II
Projektleitung am IMVR: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Kira Hower |
Kooperationspartner: | Prof. Dr. Stephanie Stock, Vera Vennedey (Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie), Uniklinik Köln Prof. Dr. Ludwig Kuntz, Melissa Seibert, Adriana Britz (Seminar für ABWL und Management im Gesundheitswesen), Universität zu Köln Ingo Meyer, PMV forschungsgruppe, Universität zu Köln |
Laufzeit: | 05/2020 - 04/2023 |
Fördernde Institution: | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Projektbeschreibung:
Das Forschungsprojekt OrgValue ist eines von drei Teilprojekten der Phase II des Verbundprojektes Cologne Care Research and Development Network (CoRe-Net).
Auf Basis der Erkenntnisse aus OrgValue I verbindet die Folgestudie OrgValue II die beiden weiteren Teilprojekte LYOL-C II und MenDis-CHD II. In einer Analyse der Versorgung von Patienten aus beiden Teilprojekten beteiligten Versorgungsorganisationen in der Stadt Köln wird die Umsetzung von Konzepten im Bereich Value-based Healthcare untersucht.
Das Teilprojekt OrgValue II wird im Rahmen von CoRe-Net II stark in die anderen beiden Teilprojekte LYOL-C und MenDis-CHD integriert sein. OrgValue II zielt innerhalb von vier Unterprojekten (A-D) darauf ab, den Entwicklungsprozess der Interventionen in den klinischen Sub-Projekten (LYOL-C und MenDis-CHD) durch eine Kombination partizipativer Ansätze und einer Evaluation (Methode der Folgenabschätzung) zu vervollständigen und damit Evidenz und praktische Einblicke zu schaffen, die den Implementierungsprozess unterstützen. Beispielsweise werden die geplanten Interventionen auf Grundlage gemeinsamer Befragungen entwickelt, um diese umfassend unter Berücksichtigung organisationaler Besonderheiten nutzbar zu machen. Zudem sollen organisationale Charakteristika analysiert werden, die die Umsetzung der Interventionen der beiden Teilprojekte LYOL-C und MenDis-CHD beeinflussen könnten. Eine formative sozioökonomische Folgenabschätzung soll anschließend die zukünftige Implementierung der in den klinischen Teilprojekten beinhalteten Interventionen unterstützen. In einem weiteren Arbeitspaket wird untersucht, inwiefern verschiedenen Versorger und Akteure im Gesundheitswesen verschiedene Vergütungsmodelle zur Implementierung einer patientenzentrierten Versorgung einschätzen.
(A) Identifizierung von organisationalen Determinanten zur Zuschneidung der Interventionen, um eine organisationale Passgenauigkeit und Übertragbarkeit der Interventionen herzustellen (A.1.) und Evaluation von Implementierungsoutcomes der Interventionen der klinischen Sub-Projekte (A.2.)
(B) Untersuchung des Einflusses objektiv messbarer organisationaler Charakteristika (Bottlenecks) auf patientenbezogene Endpunkte
(C) Durchführung einer formativen sozioökonomischen Folgenabschätzung zur Unterstützung der zukünftigen Implementierung der in den klinischen Sub-Projekten beinhalteten Interventionen
(D) Untersuchung der Einstellung von Versorger*innen, auf der nationalen Ebene, zu verschiedenen Vergütungssystemen und versorgungstechnischen Voraussetzungen für die Ermöglichung einer patientenzentrierten und wertorientierten Versorgung
Weitere Informationen:
Aktuelle Informationen aus dem Projekt OrgValue finden Sie unter: https://www.core-net.uni-koeln.de/index.php/de/aktuelles-in-orgvalue/ .
Veröffentlichungen zu den Ergebnissen finden Sie unter: https://www.core-net.uni-koeln.de/index.php/de/publikationen/
COVID-GAMS - Die COVID-19-Krise und ihr Einfluss auf den ambulanten Sektor in Deutschland – Die Sicht der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte
Projektleitung: | Dr. Nadine Scholten |
Projektmitarbeiter: | Jan Hoffmann, Laura Mause, Tim Ohnhäuser, Arno Stöcker |
Projektlaufzeit: | 6/2020 - 11/2021 |
Projektförderung: | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Projektbeschreibung:
In Bezug auf die Corona-Pandemie steht vor allem das Krankenhaus im Zentrum der Aufmerksamkeit. Etwa 5-15 Prozent der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Personen weisen einen Krankheitsverlauf auf, der eine Konsultation im Krankenhaus oder die stationäre Aufnahme notwendig macht. Leichte COVID-19-Infektionsfälle sollen wenn möglich ausschließlich ambulant versorgt werden. Der ambulante Sektor übernimmt somit zum einen die quantitative Hauptlast der Versorgung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten und dient zum anderen – v.a. im hausärztlichen Bereich – als erste Anlaufstelle der Betroffenen. Zudem führt die Absage elektiver Eingriffe in Krankenhäusern zu einer Verlagerung stationärer Fälle in die ambulante Versorgung, wo sie im Sinne einer konservativen Therapie (weiter)behandelt werden. Dies kann unter Umständen eine Verschlechterung des Gesundheitszustands der Patientinnen und Patienten nach sich ziehen, ebenso wie eine veränderte Inanspruchnahme von Praxisbesuchen in Folge der öffentlichen Risikokommunikation.
COVID-GAMS ist eine Versorgungsforschungsstudie, die den Einfluss der COVID-19-Pandemie auf den ambulanten Sektor untersucht. Hierbei werden sowohl organisationale, ökonomische und interpersonelle Herausforderungen sowie die direkten Auswirkungen auf die Patientenversorgung aus Sicht niedergelassener Ärztinnen und Ärzte erforscht.
Folgende Fragen sollen im Rahmen einer Online-Befragung beantwortet werden:
1. Welche organisationalen Herausforderungen in der Anpassung an die Krisensituation werden erlebt?
2. Welche wirtschaftlichen Herausforderungen für die Praxis zeigen sich konkret?
3. Welche Auswirkungen auf die Patientenversorgung hat die Krise?
4. Welche interpersonellen Herausforderungen bringt die Krise mit sich?
Da sich die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie im Detail zwischen den einzelnen Fachdisziplinen innerhalb des ambulanten Sektors unterscheiden können, werden niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen befragt. Es wird drei Erhebungswellen geben, in denen jeweils 18.000 Fachärztinnen und -ärzte angeschrieben werden:
Hausärztinnen und -ärzte (Fachärztinnen und -ärzte für Allgemeinmedizin und internistische Hausärztinnen und -ärzte) | 6.500 |
Fachärztinnen und -ärzte für Innere Medizin: | |
Kardiologie | 1.000 |
Gastroenterologie | 500 |
Fachärztinnen und -ärzte Pädiatrie | 2.000 |
Fachärztinnen und -ärzte Gynäkologie | 2.000 |
Fachärztinnen und -ärzte HNO | 2.000 |
Zahnärztinnen und -ärzte | 4.000 |
Die Erhebungswellen werden im Sinne einer Trendanalyse zu drei Erhebungszeitpunkten (2 Monate, 5 Monate und 13 Monate nach Studienbeginn) durchgeführt.
Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, zukünftig auch den ambulanten Sektor besser auf Epidemien und Pandemien vorbereiten zu können. Gleichzeitig können sie darin unterstützen, frühzeitig auf mögliche Probleme reagieren zu können, die sich jetzt bereits im ambulanten Sektor zeigen. Hier sind vor allem mögliche Verschlechterungen der gesundheitlichen Situation der Patientinnen und Patienten aufgrund einer aktuell suboptimalen Versorgungsituation aufgrund der COVID-19-Pandemie zu nennen. Gleichzeitig werden Chancen für eine langfristige Verbesserung der Versorgung identifiziert, wie z.B. infolge der Digitalisierung und der Zunahme von telemedizinischen Behandlungsformen.
Kontakt und weitere Informationen
E-Mail: covid-gamsuk-koeln.de
Homepage: www.covid-gams.de
Elektronische Patientenakte und ihre Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und die Arbeitsabläufe in Krankenhäusern (eCoCo)
Wissenschaftliche Leitung: | Prof. Dr. Holger Pfaff |
Operative Projektleitung: | Dr. Marina Beckmann |
Operative Projektdurchführung: | Kerstin Dittmer, Maya Nocon |
Kooperationspartner: | Vertr.-Prof. Dr. Ute Karbach (Technische Universität Dortmund) Prof. Dr. Juliane Köberlein-Neu (Bergische Universität Wuppertal) |
Laufzeit: | 5/2020 - 04/2023 |
Finanzierung: | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Projektbeschreibung:
Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems und insbesondere der Krankenhäuser ist ein derzeit viel diskutiertes Thema. Immer mehr Krankenhäuser stellen von papier-basierten Patientenakten auf elektronische Akten um. Mit der Implementierung von elektronischen Patientenakten (EPA) im Krankenhaus ergeben sich Veränderungen in Bezug auf die Kommunikation, Kooperation und Koordination zwischen den Berufsgruppen.
Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen der elektronischen Dokumentation im Krankenhaus auf die interprofessionelle Zusammenarbeit sowie auf die klinischen Arbeitsabläufe aufzudecken.
Das hierfür verwendete Studiendesign beinhaltet sowohl qualitative als auch quantitative Methoden. Die Längsschnittstudie mit zwei Messzeiträumen wird in drei Krankenhäusern durchgeführt (Mixed Methods Longitudinal Multicenter Case Study).
Veränderungen durch die Einführung der EPA sind bisher noch wenig untersucht und daher wertvoll für Krankenhäuser, die früher oder später digitaler werden wollen und müssen. Die gewonnenen Erkenntnisse zu den sozialen Aspekten der EPA-Implementierung (interprofessionelle Zusammenarbeit und klinische Arbeitsabläufe), können für zukünftige Softwareeinführungen genutzt werden, um beabsichtigte sowie unbeabsichtigte Folgen durch die Implementierung, insbesondere auf sozialer Ebene, besser abschätzen und unterstützen zu können. Dementsprechend sollen aus den systematisch erlangten Ergebnissen ein Handbuch oder ein Leitfaden für die Praxis entwickelt werden.
Das Forschungsprojekt wird gemeinsam mit der Technischen Universität Dortmund und der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt und sichert einen qualitativ hochwertigen wissenschaftlichen Austausch. Um die Forschungsfragen umfassend bewerten und beantworten zu können, sind regelmäßige Projekttreffen und eine gemeinsame Auswertung der verschiedenen Datenquellen geplant. Das IMVR übernimmt die Projektkoordination und wird gemeinsam mit der Technischen Universität Dortmund die qualitativen Daten erheben und auswerten.
Projektseite: http://ecoco.uni-koeln.de
Kontakt zum Projekt: ecocouk-koeln.de
Cologne Research and Development Network (CoRe-Net)
Wissenschaftliche und operative Projektleitung, Konsortialführung: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Nadine Scholten |
Projektmitarbeiter (IMVR): | Lisa Bach |
Konsortialpartner: | Prof. Dr. Christian Albus, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Uniklinik Köln Prof. Dr. Frank Jessen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Köln Prof. Dr. Ludwig Kuntz, Seminar für Allgemeine BWL und Management im Gesundheitswesen, Universität zu Köln Ingo Meyer, PMV forschungsgruppe, Universität zu Köln Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt (Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Universität zu Köln) Prof. Dr. Stephanie Stock, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE), Uniklinik Köln Prof. Dr. Raymond Voltz, Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinik Köln Dr. Dr. Julia Strupp, Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinik Köln |
Laufzeit: | 05/2020 - 04/2023 |
Fördernde Institution: | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Projektbeschreibung:
CoRe-Net (Cologne Research and Development-Network) ist ein interdisziplinäres, lernendes Netzwerk für eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten in Köln. Das Kompetenznetzwerk startete am 01. Mai 2020 bereits in die zweite Förderphase.
Ziel der zweiten Förderphase des Forschungsprojektes ist der Ausbau und die Verfestigung eines stabilen Netzwerkes aus Versorgungsforschung und Versorgungspraxis, die Entwicklung kommunaler Versorgungsberichte, der weitere Ausbau der CoRe-Net Datenbank und die Durchführung von drei konkret miteinander zusammenhängenden Forschungsprojekten: LYOL-C, MenDis-CHD und OrgValue.
Die drei Teilprojekte untersuchten in der ersten Förderphase die sektorenübergreifende Versorgung ausgewählter vulnerabler Patientengruppen in Köln. Dabei standen der für die wertorientierte Versorgung relevante Aspekt des Patientennutzens sowie die Patientenorientierung im Fokus. Die Ziele der zweiten Förderphase basieren auf den bisher gewonnen Ergebnissen und zielen nun auf die Implementierung der Patientenorientierung in der Versorgungspraxis in Form von „minimal-invasiven“ Interventionen ab.
Langfristig strebt das Netzwerk die Schaffung von Wissensvoraussetzungen an, die eine Umgestaltung von Versorgungsprozessen und -strukturen hin zu mehr Patientenzentrierung bei gleichzeitigem Kostenbewusstsein – „value-based healthcare“ – möglich machen. Dabei liegt der Fokus auf der Versorgungsentwicklung nach dem Konzept der lernenden Organisationen.
Weitere Informationen zu CoRe-Net, wie auch zu den Teilprojekten, finden Sie unter:
CoRe-Net: Kölner Kompetenznetzwerk aus Praxis und Forschung
Patientinnenbefragung in den NRW-Brustzentren – Routinebefragung
Wissenschaftliche Projektleitung der externen Evaluation: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Antje Dresen |
Operative Projektleitung: | Dr. Susan Lee |
Administrative Projektleitung: | Markus Alich |
Projektbeschreibung:
Patientenbefragungen sind ein wichtiges und informatives Instrument zur Verbesserung der Patienten- und Gesundheitsversorgung. Jedes Jahr nehmen Brustzentren in Nordrhein-Westfalen im Rahmen der (Re-)Zertifizierung nach dem Anforderungskatalog "Verfahren zur Zertifizierung von Brustzentren in Nordrhein-Westfalen" an einer obligatorischen Patientenbefragung mittels eines standardisierten, validierten Fragebogens teil. Seit 2006 befragt das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Humanwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln jährlich über einen Zeitraum von sechs Monaten Patientinnen und Patienten mit primärem Mammakarzinom, die in einem der von der Ärztekammer Westfalen-Lippe zertifizierten nordrhein-westfälischen Brustzentren operiert wurden.
Erhebungsinstrument
Das Erhebungsinstrument und Datenerhebungsverfahren wurde von der Arbeitsgruppe "Qualitätsentwicklung" – ein Zusammenschluss aller Partner der konzertierten Aktion gegen Brustkrebs in NRW - in Zusammenarbeit mit der Abteilung Medizinsoziologie des Universitätsklinikums Köln entwickelt. Ein Pretest hat gezeigt, dass der Kölner Patientenfragebogen - Brustkrebs (KPF-BK) und das Verfahren für die jährliche Routineuntersuchung gut geeignet sind (siehe EBZ-Studie).
Bei der Entwicklung des Fragebogens wurden relevante Module des Kölner Patientenfragebogens (KPF) ausgewählt und um weitere brustkrebsspezifische Fragen ergänzt. Der brustkrebsspezifische Kölner Patientenfragebogen (KPF-BK) beinhaltet Module zur Krankenhausorganisation, Arzt-Patienten- und Pflegepersonal-Interaktion, Patienteninformation und -zufriedenheit.
Ablauf der Datenerhebung
Die Datenerhebung erfolgt durch eine Postbefragung von Patientinnen, die sich einer primären Brustkrebsoperation in einem der zertifizierten Brustkrebszentren in Nordrhein-Westfalen unterzogen haben und über eine bestätigte Diagnose und mindestens eine postoperative Histologie verfügen. Der Kölner Patientenfragebogen - Brustkrebs (KPF-BK) wird zwischen dem 1. Februar und dem 31. Juli eines jeden Jahres verteilt.
Kurz vor der Entlassung aus den Brustzentren werden die Patientinnen gefragt, ob sie bereit sind, an der Befragung teilzunehmen. Die entsprechenden Einverständniserklärungen werden am Ende einer Woche ans IMVR geschickt. Die Befragung findet in der darauf folgenden Woche postalisch-poststationär statt, d.h. die Patientin bekommt den Fragebogen nach der Entlassung vom IMVR nach Hause geschickt.
Ergebnisse
Die Daten werden im IMVR erfasst, qualitätsgesichert und anschließend ausgewertet. Das Institut verpflichtet sich zur strikten Einhaltung der EU-Datenschutzbestimmungen. Im Rahmen der Qualitätssicherung werden die Artikelparameter und Rücklaufquoten überprüft. Für jedes Brustzentrum werden dann die Mittelwerte (auf einer Skala von 1 bis 6) der verwendeten validierten Skalen sowie die Häufigkeiten ausgewählter Einzelpositionen berechnet. Die Daten werden mit der Statistiksoftware SPSS ausgewertet.
Die Leiter der operativen Standorte der Brustzentren erhalten die Ergebnisse der Daten jährlich in Form eines Berichts. Die Ergebnisse können aus der klinischen Perspektive von Brustzentren genutzt werden, um den Behandlungserfolg und die Symptome im Zeitablauf zu überwachen und so die Qualität der Versorgung von Brustkrebspatientinnen zu verbessern.
Follow-up-Studie
Brustkrebspatientinnen, die an der Routine-Umfrage teilgenommen haben, können auch ihr Einverständnis abgeben, an einer Nachbefragung teilzunehmen. In dieser Follow-up-Studie werden Brustkrebspatientinnen 12 Monate nach einer Brustkrebsoperation zu ihren Erfahrungen und Erlebnissen abermals schriftlich befragt. Deren Angaben werden ebenfalls zur Verbesserung der Patientenversorgung genutzt.
Informationen zum Thema Ernährung
In Zusammenarbeit mit dem Centrum für integrierte Onkologie (CIO) Köln-Bonn wurde ein Informationsblatt zum Thema Ernährung für Brustkrebspatientinnen entwickelt.
Cecon, N., Pfaff, H., Lee, S., Dresen, A. A salutogenic model predicting the need for psycho‐oncological care and its utilisation—The role of generalised resistance resources and sense of coherence. European Journal of Cancer Care 2020. https://doi.org/10.1111/ecc.13335
Pflegerische Versorgung in Zeiten von Corona – Drohender Systemkollaps oder „normaler Wahnsinn“? Wissenschaftliche Studie zu Herausforderungen und Belastungen aus der Sichtweise von Leitungskräften
Wissenschaftliche und operative Projektleitung: | Dr. Kira Isabel Hower, PD. Dr. Timo-Kolja Pförtner |
Projektlaufzeit: | seit 04/2020 |
Projektförderung: | Selbstfinanziert |
Projektbeschreibung:
Das Thema COVID-19/SARS-CoV-2 ist derzeit in aller Munde. Angesichts der dynamischen Entwicklungen und Folgen für die Versorgung der Risikogruppe pflegebedürftiger Menschen geraten Pflegeeinrichtungen zunehmend in das Blickfeld der Medien. Infektions- und Sterberaten sowie die Einhaltung von strengen Regelungen zu Besuchszeiten oder mangelnder Infektionsschutz stehen dabei oft im Fokus. Doch wie sind die Sichtweisen der Leitungskräfte von Pflegeeinrichtungen auf die Herausforderungen? Inwiefern belasten diese Herausforderungen die Pflegeeinrichtungen? Und wie geht es Leitungskräften? Handelt es sich bei der Corona-Situation nur um die Fortsetzung des "normalen Wahnsinns", der bereits vor der Corona-Zeit gegeben war oder steuert das System einem Kollaps entgegen?
Hierzu führt das IMVR eine Onlinebefragung von Leitungskräften in deutschen Pflegeeinrichtungen durch.
Mit unserer Studie möchten wir die speziellen Herausforderungen und Belastungen für Pflegeeinrichtungen und Pflegekräfte in Zeiten der COVID-19/SARS-CoV-2-Pandemie aufgreifen. Im Zuge der Feststellung, dass sich das pflegerische Versorgungssystem in Deutschland bereits vor der Ausbreitung des Virus an der Belastungsgrenze zur Leistungs- und Arbeitsfähigkeit befand, werden zudem generelle Herausforderungen und Belastungen sowie ein Anstieg dieser in Folge der Pandemie betrachtet.
Die der Untersuchung zugrunde liegenden Fragestellungen fokussieren auf
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die Herausforderungen und Belastungen in Pflegeeinrichtungen generell und in Krisenzeiten wie der COVID-19/SARS-CoV-2-Pandemie
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die Qualität einer patientenorientierten Versorgung pflegebedürftiger Menschen generell und im Zuge der Pandemie
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Maßnahmen und Ressourcen zur Sicherstellung einer patientenorientierten Versorgung generell und im Zuge der Pandemie.
Befragt werden Leitungskräfte aus ambulanten Pflege- und Hospizdiensten sowie stationären Pflegeinrichtungen und Hospizen. Nach wissenschaftlicher Auswertung der Ergebnisse sollen diese in zusammengefasster Form den teilnehmenden Einrichtungen zurückgemeldet werden. Zudem werden Fachbeiträge für Praxis (z. B. Verbände, Ministerien, Presse) und Wissenschaft (z. B. Fachzeitschriften) erstellt.
Ergebnisse
Ergebnisbericht: Pflegerische Versorgung in Zeiten von Corona - Drohender Systemkollaps oder normaler Wahnsinn?
AdAM (Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management)
Wissenschaftliche Projektleitung: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Ute Karbach |
Projektmitarbeiter): | Sara Söling |
Konsortialführung: | BARMER Gesamt-Projektleitung: Petra Kellermann-Mühlhoff Förderkennzeichen: 01NVF16006 |
Konsortialpartner: | KV Westfalen Lippe Prof. Ferdinand Gerlach, Institut für Allgemeinmedizin, Universität Frankfurt Prof. Hans Trampisch, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum Prof. Wolfgang Greiner, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Universität Bielefeld Dr. Ingrid Schubert, PMV forschungsgruppe, Universität Köln |
Laufzeit: | 10/2016 - 09/2019 |
Fördernde Institution: | Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) |
Projektbeschreibung:
Viele ältere Menschen leiden unter Multimorbidität und benötigen mehrere Arzneimittel gleichzeitig. Bei der ärztlichen Behandlung steigt für diese Patienten das Risiko von Wechsel- und Nebenwirkungen, sowie Medikationsfehlern stark an.
Das Projekt AdAM (Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management) unterstützt Ärzte digital die Qualität, Sicherheit und Koordination des Arzneimitteltherapie- und Versorgungsmanagements zu verbessern, indem für diese Zwecke eine spezielle Software entwickelt wurde. Diese hat verschiedene Funktionen, wie
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die Möglichkeit mit Einverständnis der Patienten behandlungsrelevante Informationen in Echtzeit aus Routinedaten der Krankenkassen zu extrahieren
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eine elektronisch unterstützte Arzneimittelsicherheitsprüfung durchzuführen und für die Patienten den erforderlichen bundeseinheitlichen Medikationsplan in verschiedenen Sprachen auszudrucken
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automatisch Risikowarnungen bei Medikationsfehlern zu erhalten
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bei stationärer Aufnahme ambulanter Patienten automatisch informiert zu werden und mit dem Krankenhaus die Arzneimitteleinnahme koordinieren
Die formative Evaluation der neuen Versorgungsform wird vom IMVR durchgeführt und soll darstellen welche implementationsfördernden und hemmenden Faktoren bei Anwendung des digital unterstützten Arzneimittel-Managements beobachtet werden können. In leitfadengestützten Telefoninterviews werden die teilnehmenden Hausärzte der Interventionsgruppe- und Kontrollgruppe zu implementationsfördernden und hemmenden Faktoren befragt (Nutzerfreundlichkeit der Software, Barrieren) und Fokusgruppen mit Früh- und Spätanwendern geführt. Basierend auf den Ergebnissen der qualitativen Datenerhebung wird ein Fragebogen entwickelt und als postalischer Survey (quantitativ) zur repräsentativen Erfassung arzt- und praxisseitiger Faktoren in teilnehmenden Praxen eingesetzt. Die qualitative Auswertung erfolgt je nach Fragestellung inhaltsanalytisch oder qualitativ-deskriptiv, die des Surveys deskriptiv.
Multimorbidität im Kontext von sozialen Faktoren
Wissenschaftliche Leitung des Projekts: | Prof. Dr. Holger Pfaff, Dr. Ute Karbach |
Operative Projektleitung: | Ibrahim Demirer |
Laufzeit: | 06/2018 - 04/2021 |
Fördernde Institution: | Die Studie wird aus Eigenmitteln des IMVR finanziert. |
Projektbeschreibung:
Hintergrund:
Der Einfluss sozialer Faktoren, wie z.B. subjektiv wahrgenommene Partizipation, Einsamkeit und soziale Unterstützung auf die Morbidität ist bislang wenig untersucht. Es erscheint besonders frappierend, dass in zunehmendem Maße diese Faktoren als Kontributoren für Morbidität und Mortalität identifiziert werden und daher zu einem Problem epidemiologischen Ausmaßes heranwachsen. In einer auf 70 internationalen quantitativen Studien basierenden Meta-Analyse haben Holt-Lundstad et al. (2015), abhängig von den sozialen Faktoren subjektiver Einsamkeit und objektive Isolation, ein durchschnittlich 28% bis 32% höheres Mortalitätsrisiko identifizieren können. Eine solche Analyse mit explizitem Bezug auf (Multi-)Morbidität bleibt bisher aus.
Ziel:
Ein Ziel des Vorhabens ist es, theoriebasierte Wirkmodelle von sozialen Faktoren wie subjektiver Einsamkeit und sozialer Unterstützung auf Morbidität zu entwickeln und empirisch zu überprüfen. Als Basis der Wirkmodelle gelten die von Berkman (2000) postulierten psychosoziale Mechanismen, sowie das von Holt-Lunstad (2018) sozio-ökologische Modell. Erweiterung erfahren die Wirkmodelle durch den besonderen Fokus auf Multimorbidität und Altern. Für die empirische Überprüfung werden zwei unterschiedliche Datenquellen verwendet. Die Unterscheidung und Wahl der Sekundärdaten basiert dabei auf den verschiedenen Lebenslagen, die es in Bezug auf Multimorbidität zu berücksichtigen gilt.
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Für die Prüfung der Wirkmodelle im Kontext von Personen, die sich im letzten Drittel der Erwerbsfähigkeit befinden, wird der GSPE-III verwendet. Hierfür erfolgt eine Kooperation mit Herrn Prof. Dr. Matthias Bethge.
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Für die Untersuchungen basierend auf ältere Personen (Alter ca. > 65 Jahren) werden die Datenquellen des Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) verwendet.
Beide Datensätze erlauben eine längsschnittliche Betrachtung von mindestens drei Erhebungswellen, sodass die Beantwortung kausaler Fragestellungen versucht wird.
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Kann soziale Unterstützung den Zusammenhang zwischen Multimorbidität und mentalem Wohlbefinden positiv beeinflussen?
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Begünstigen lang anhaltende Episoden von Einsamkeit die Entwicklung von Multimorbidität?
Ferner soll, angeleitet durch das theoretische Modell, Berücksichtigung von weiteren relevanten (konfundierenden) Merkmalen erfolgen. Dabei werden methodologische Fragestellungen der empirischen Überprüfung in den Vordergrund gestellt.
Ausblick:
Neben der Beantwortung der Analysefragen, sollen die Ergebnisse dazu dienen zukünftige Projekte im Kontext von Morbidität und sozialen Faktoren in ihrem Evaluationsdesign anzuleiten. Hierzu erfolgt ein Abgleich der Ergebnisse mit dem Innovationsfond Projekt MamBo.